Cemile Sahin erhält den Erich-Fried-Preis 2025

Die kurdisch-alevitische Schriftstellerin und Künstlerin Cemile Sahin wird mit dem Erich Fried Preis 2025 – dotiert mit EUR 15.000 – ausgezeichnet.

Das hat die deutsche Schriftstellerin und Journalistin Fatma Aydemir, alleinige Jurorin 2025, entschieden. Sie wird auch bei der Verleihung am Sonntag, den 23. November 2025 um 11.00 Uhr im Literaturhaus Wien die Laudatio auf die Preisträgerin halten.

Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler zur Erich Fried Preisträgerin 2025:
„Cemile Sahin ist eine beeindruckende neue Stimme mit einem ganz eigenen Sound, der eine extrem
filmische Erzählweise – temporeich, viele Schnitte und drehbuchartig beschriebene Settings – mit
einem lakonischen, schnörkellosen Stil verbindet, in dem auch Witz und Pathos Platz haben.
Wie es ihr in dem für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Roman Kommando Ajax gelingt,
– eingebettet in eine abenteuerliche Geschichte mit einer großen kurdischen Hochzeit, einem
Auftragsmord und einem spektakulärem Kunstraub – die Erfahrungen von Gewalt und Vertreibung und
die Herausforderungen von Emigration für die Leser:innen erfahrbar zu machen, ist großartige
Literatur. Ich gratuliere Cemile Sahin zum Erich-Fried-Preis 2025.“

Die Jurybegründung von Fatma Aydemir:
„Cemile Sahin ist eine Schriftstellerin und visuelle Künstlerin, deren literarische Arbeit von der
meisterhaften Verschränkung von Sprache und Bild, von Poetischem und Politischem geprägt ist. In
ihren Romanen erzählt Cemile Sahin nüchtern und gleichermaßen zärtlich von Menschen, die in einer
von Krieg und Gewalt geprägten Welt nicht nur ums bloße Überleben, sondern immer auch um einen
eigenen Freiheitsbegriff kämpfen. Der Blick, dessen sich Sahin dabei bedient, ist der einer Cineastin,
einer Sprachkünstlerin und einer Chronistin des Exils.
Der episodenhafte Stil, in dem Sahins dritter Roman Kommando Ajax etwa eine ganze Flut von Szenen
und Figuren aneinander montiert, verdichtet sich nach und nach zu einem bildgewaltigen Epos, das mit
modernsten Mitteln von den ältesten Konflikten der Menschheit erzählt: Vertreibung, Verrat, Rache.
Sahins Interesse gilt dabei nicht der Befriedigung zeitgenössischer Diskurse. Es gilt jener Erzählkunst,
die die politische Realität immer mitverhandelt, wenn sie vermeintliche Einzelschicksale auffächert.
Eine Erzählkunst, die sich trotz Schwere ihres Gegenstands niemals der Künstlichkeit und der Komik
verweigert, und gerade darin ihre Widerständigkeit entfaltet.“

Cemile Sahin ist Autorin und Künstlerin und wurde 1990 in Wiesbaden geboren. Sie studierte in
London und Berlin und lebt nun in Berlin. Sie wurde u. a. ausgezeichnet mit dem ars viva-Preis für
Bildende Kunst 2019 und der Alfred-Döblin-Medaille 2020. Nach ihrem Debütroman TAXI (Korbinian
Verlag 2019) erschienen im Aufbau Verlag die Romane Alle Hunden sterben (2020) sowie Kommando
Ajax (2024).

Der Erich-Fried-Preis, eine der renommiertesten literarischen Auszeichnungen Österreichs, wird seit 1990
durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben und von jährlich wechselnden Einzeljuror:innen
entschieden. Der Preis wird vom Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport gestiftet und ist mit EUR 15.000 dotiert. Preisträger:innen der letzten Jahre waren u. a. Thomas Stangl, Nico Bleutge, Rainer Merkel, Judith Hermann, Dorothee Elmiger, Leif Randt, Teresa Präauer, Steffen Mensching, Esther Kinsky, Frank Witzel, Melinda Nadj Abonji, Thomas Kunst und zuletzt Urs Allemann.

Für den Preis 2025 wurde die deutsche Autorin und Journalistin Fatma Aydemir zur alleinigen Jurorin
bestimmt. Entschieden hat dies ein dreiköpfiges Kuratorium der Internationalen Erich Fried Gesellschaft, der 2025 die Autor:innen Josef Haslinger, Kathrin Röggla und Gustav Ernst angehörten.

Fatma Aydemir, geboren 1986 in Karlsruhe, ist Schriftstellerin und Journalistin (taz, Guardian), u. a.
veröffentlichte sie bei Hanser die Romane Ellbogen (2017) und Dschinns (2022).