Die Preisträgerin bestimmt die Musik. Während beim letzten Mal der von Steffen Mensching ausgewählte Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel die Veranstaltung allein mit seiner Akustikgitarre begleitete, so wurde dieses Jahr nichts weniger als ein Flügel in die Bibliothek des Literaturhauses geschafft. Bespielt wird er von Stella Marie Lorenz, gemeinsam mit Sängerin Cosima Büsing interpretiert sie Stücke des...
Guillermo Arriaga, das Zentrum der Aufmerksamkeit, – flankiert rechts und links von seiner Übersetzerin und vom Moderator Wolfgang Popp – sieht etwas abwesend aus, als würde er noch schnell eine Nachricht am Handy schreiben, während Popp gleich zu Beginn schon die erste Lesestelle ankündigt und jede Sekunde so weit sein wird, das Wort an ihn...
Man spiele sie immer herunter, diese kleinen Momente – so Nate Powell – subtile Momente von Angst und Schweigen; im Geschäft oder wenn man in der U-Bahn sitzt… Es sei eben subtil gewesen und nicht der eine große, autoritäre Einschlag, was in den USA im Zuge von Trumps Machtübernahme geschah. Dennoch ein politischer und gesellschaftlicher...
„Wir erschossen auch Hunde“ war der Titel von Phil Klays erstem Buch, mit dem er 2015 schon bei den Erich Fried Tagen zu Gast war, wie uns Festivalleiterin Anne Zauner in ihren Begrüßungsworten erzählt. Mit seinem aktuellen Roman „Den Sturm ernten“ (im Original „Missionaries“) ist er diesmal zu Gast, das Gespräch mit dem Autor führt...
In Österreich könne sie ungestraft sagen, dass sie Herbert Kickl für einen Demagogen halte, beginnt Anne Zauner ihre Anmoderation, Sašha Filipenko hingegen zahlte für seine politische Kritik mit vem Verlust der Heimat. Und so wird der mutige Mann, wie Zauner ihn nennt, mit anhaltendem Applaus auf der Bühne des dicht gefüllten Literaturhauses begrüßt. Um den...
„Es hilft nicht, zu sagen, Gewalt ist schlecht“, so Max Czollek – Kurator des Lyrikschwerpunkts am Freitagnachmittag – im einleitenden Gespräch mit Theresa Präauer über das Festivalthema „Fürsprache und Widerworte“ und zugleich als Widerwort zur Poetik seines Namensgebers Erich Fried. Lyrik solle vielmehr dem „ohrenbetäubenden Krach Raum geben“; Gedichte sollen Dinge in den Raum stellen,...
Den letzten Block am Donnerstag bestreitet der als zukünftiger Nobelpreisträger gehandelte ungarische Autor László Krasznahorkai, einstiger WG-Genosse von Alan Ginsberg und von Susan Sontag als „derzeitiger ungarischer Meister der Apokalypse“ bezeichnet. Das Gespräch führt sein langjähriger Lektor beim S.Fischer-Verlag, Hans-Jürgen Balmes. Wie der Einschlag eines Meteors sei es die letzten dreißig Jahre jedes Mal gewesen,...
„Open Water“ – in der deutschen Übersetzung „Freischwimmen“ – so der Titel von Caleb Azumah Nelsons Debütroman, der Geschichte einer aufkeimenden Liebe, in die bald schon die Realität von Diskriminierung und Rassismus eindringt, so Festivalleiterin Anne Zauner in ihren einleitenden Worten, ein Buch als Dialog, ein Buch mit besonderem Rhythmus – so Kulturjournalist und Kritiker...
Im glasüberdachten oberen Geschoss des Literaturhauses finden dieses Jahr die Lesungen der Erich Fried Tage statt und wenn mir jetzt beim Hin- und Herrücken am Stuhl, während ich auf den Eröffnungsvortrag warte, der Laptop vom Schoß rutschte – wie ich fürchte – dann fiele er zwischen den Streben des Geländers hindurch und ganz sicher auf...
Jetzt bloß kein positiver Test – denkt sich der Blogger und wahrscheinlich alle Beteiligten und Interessierten, je näher die Erich Fried Tage rücken: Fünf Tage Lesungen, Vorträge, Musik und Austausch, und zwar in real life im Literaturhaus Wien (natürlich wahlweise per Stream). Niemand geringerer als Herta Müller wird kommenden Mittwoch das Festival eröffnen. Ein dichtes...
Tag 6 Erich Fried Preis 2019 Zum Abschluss der Erich-Fried-Tage steigen wir vom Veranstaltungsraum im Souterrain hinauf in die weiße, glasüberdachte Bibliothek des Literaturhauses, die an diesem Vormittag besonders lichtdurchflutet ist. Es ist Sonntag und Preisverleihung. Weit mehr als die dabei üblichen Sonntagsreden gibt es für das Publikum, das sich an Regalreihen entlang und von...
Tag 5 Schwerpunkt Graphic Novel „Joe Sacco (no chance) / Chris Ware (dream on)“ zitiert Festivalleiterin Anne Zauner zur Beginn des Abendblocks des Graphic-Novel-Tages aus ihrer nach den letzten Erich-Fried-Tagen erstellten Wunschliste für das Festival 2019. Doch nun sitzen beide wirklich hier, in der ersten Reihe, und warten auf ihren Auftritt . Während Zauner spricht,...
Tag 5 Schwerpunkt Graphic Novel Die dichte an Undercuts, dicken Kopfhören, Doc Martens und Tatoos ist am Samstag merkbar angestiegen. Ein Hauch rebellischer Nerdigkeit erfrischt die Sitzreihen im Literaturhaus, ganz so wie es einem Comic-Schwerpunkt gebührt. Gleich zu Beginn erwähnt die erste Künstlerin des Tages, die 1987 geborene Olivia Vieweg, dass sie in jüngeren Jahren...
Tag 4 Freitag, 29. November 2019 Unterm Schwerpunkt Debatten konzentrierte sich der Freitag Abend auf Mechanismen und gesellschaftliche Auswirkungen von Angst. Jörg-Uwe Albig eröffnete das erste Podium mit einer Lesung aus Zornfried, gefolgt von Sherko Fatah, der aus seinem aktuellen Roman Schwarzer September vortrug. Nach den Lesungen – über einen Reporter, der in die Szene...
Tag 3 Donnerstag, 28. November 2019 Wie eine Ohrfeige, so physisch hebt jede einzelne der drei Passagen an, die Joseph Incardona aus seinem Roman Asphaltdschungel vorträgt. Jede der drei Figuren dieser drei Passagen konfrontiert uns gleich zu Beginn mit ihrem Körper als nutzlosem, belastendem oder aufdringlichem Etwas. Zu allererst Ingrid, die seit dem Verschwinden ihrer...
Tag 3 Donnerstag, 28. November 2019 Die einzige übernatürliche Erfahrung in seiner Umgebung habe er verschlafen, berichtet uns John Connolly am Beginn seiner Rede. Der Bestsellerautor kombiniert Krimi mit übernatürlichen Kräften und erzählt, wie einst das ohrenbetäubende Schnarchen („snoring on an industrial level“) des Vaters, der eigentlich tot und aufgebahrt in der Kirche nebenan lag,...
Tag 3 Donnerstag, 28. November 2019 Die österreichisch-koreanische Freundschaft, die am Donnerstag zu fortgeschrittener Stunde ins Literaturhaus einkehrt, ist von einer Reihe sympathischer Missverständnisse begleitet. Barbara Zwiefelhofer muss sowohl den südkoreanischen Kulturattache als auch Autorin Jeong Yu-jeong wieder von der Bühne schicken, da sie mit ihrer Einleitung noch nicht fertig ist. Beide gestehen öffentlich ihre...
Tag 2 Mittwoch, 27. November 2019 Der Mittwoch Abend bot zwei hochkarätige Lesungen. Vorgestellt und befragt von Peter Zimmermann gab es im Literaturhaus zuerst Dima Wannous zu erleben. Die syrische Autorin brachte den Roman Die Verängstigten mit, letztes Jahr in deutscher Übersetzung bei Blessing erschienen. Das Festivalthema findet sich in diesem Buch auf vielfältige Weise...
Tag 2 Mittwoch, 27. November 2019 Eine munter-interessiertes Menschenhäufchen ist auf den Sitzreihen im Souterrain des Literaturhauses verstreut und erwartet den ersten Programmpunkt des zweiten Tages. Er dreht sich um den Ausstellungsbeitrag von Claudius Lazzaroni und Rainer Merkel: Die sogenannte Angstmaschine war zuvor anderswo ausgestellt und ihre Reise dem Namen entsprechend von Schrecklichkeit begleitet. Eine...
Tag 1 Dienstag, 26. November 2019 Die Aufmerksamkeit zum Reißen gespannt, die sprichwörtliche Nadel – man verzeihe dieses abgedroschene Sprachbild gleich zu Beginn – hätte man fallen hören können: Die gestrige Eröffnung des Festivals zeigte sich von seiner konzentriertesten Weise. Das zahlreich im Literaturhaus erschienene Publikum verfiel dem Sog aus Stimme, Erzählung und Vortrag; das...
Zum Abschluss des Festivals präsentierte sich die Verleihung des Erich Fried Preises an Teresa Präauer als ausgesprochen kurzweilig. Robert Schindel wurde als neuer Präsident der Erich Fried Gesellschaft offiziell bestätigt, Klaus Amann tat in einer wunderbaren Rede seine Achtung vor Laudator Franz Schuh kund, der wiederum in einer eigenen, aus handschriftlichen Notizen abgelesenen Ansprache belegte,...
Wie schon 2013, als Scott McCloud erstmals zu Gast beim Erich-Fried-Festival war, reichte die Schlange jener, die von McCloud oder Bastien Vivès ein Autogramm wollten, beinah bis auf die Straße – die Begeisterung der hiesigen Graphic Novel Szene hält ungebrochen an. Vor vollem Haus gab auch Craig Thompson im Gespräch mit Florian Höllerer Beweg- und...
Für je zehn Minuten suchten Friederike Mayröcker, Jan Wagner und Oswald Egger auf drei unterschiedliche poetische Weisen dem Phänomen Liebe beizukommen. Egger mit einer hakenschlagenden Gedichtrezitation, die die im Text eingewobenen, feinen Rhythmen hörbar machte (überhaupt schien Egger sich in bestechender Form zu präsentieren, eine Vermutung, die sich im weiteren Verlauf des Abends (s. u.)...
Peter von Matt präsentierte seinen jüngst bei Hanser erschienenen Band Sieben Küsse und erlaubte im Gespräch mit Karl Wagner Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, die ein als Literatur verewigter Kuss dem Denken und Rezipieren öffnet. In Virginia Woolfs Mrs. Dalloway liegt dieser Jahrzehnte zurück, besitzt aber dennoch genügend Nachwirkung, um drängende Fragen von (Bi-)Sexualität und...
Nach Jeannette Wintersons fulminantem Auftakt in Form einer Rede, die vor vollbesetztem Haus keinen Zweifel ließ am Esprit dieser Autorin, fand der zweite Festivaltag eine ähnlich mitreißende Fortführung. Im Filmcasino stand Leben und Werk Peter Greenaways auf dem Programm; zwar war der Regisseur und multimedial versierte Künstler wegen Dreharbeiten in Italien verhindert, seine Frau Saskia...
Das erste Wort sollte „Ach“ sein. Ich fange also gleich zu Beginn erneut an, noch bevor es wirklich losgegangen ist, noch bevor das Festival also schließlich an die Stelle seiner Vorbereitungen rückt. Ach. Musikalisch beschwingt spricht Literaturhaus-Geschäftsführer Robert Huez vor dem in dichten Reihen sitzenden und stehenden Publikum über das Festivalthema, dem „Reden über die...