Das Internationale Literaturfestival Erich Fried Tage


Der Namenspatron Erich Fried

Der Autor Erich Fried (* 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden) – Namensgeber des Preises und des Literaturfestivals –, war ein Universalist: Lyrik-Bestsellerautor, Übersetzer aus dem Englischen (Shakespeare, Dylan Thomas), Verfasser von Prosa, Essayist und kritischer Journalist (1952 bis 1968 politischer Kommentator beim German Soviet Zone Programme der BBC), auch ein unermüdlicher Briefeschreiber. Als junger Mann, fast noch ein Kind, traumatisiert von den Gräueln des Naziterrorregimes und vom Tod des von der Gestapo ermordeten Vaters, wurde er von den Jahren im Exil geprägt. In den Nachkriegsjahren zählte Fried zu einem leidenschaftlichen Verfechter von politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Wandel, der in den Studentenprotesten von 1968 Ausdruck fand und in Deutschland den schönen Schein vom Wirtschaftswunderland nachhaltig zerkratzte.

Das Internationale Literaturfestival Erich Fried Tage

2009 wurde das Internationale Literaturfestival Erich Fried Tage von Anne Zauner / Literaturhaus Wien ins Leben gerufen – ein internationales Autor:innenfestival mit einem ausgeprägten diskursiven Schwerpunkt.
Inspiriert von Erich Fried spricht das Festival zentrale Themen unserer Gegenwart an und befördert den grenzüberschreitenden Austausch von Ideen:

  • 2007 wird die literarische Übersetzung zum Festivalthema bestimmt und in Kooperation  mit der Übersetzer:innengemeinschaft  im Literaturhaus Wien veranstaltet. Zum Auftakt hielt die  ukrainische Übersetzerin Swetlana Geier eine fulminante Rede. Es folgten Diskussionen, Vorträge und Lesungen, u. a. mit Daniel Kehlmann (D/A) und der einflussreichen U.S.-amerikanischen Verlegerin und Übersetzerin Carol Brown Janeway.
  • 2009 trifft gesprochenes Wort auf das klassische Gedicht. Der innovative U.S. amerikanische Musiker, Sänger und Poet Saul Williams eröffnet das Festival. Weitere Gäste waren u. a.  Oswald Egger (IT), die ROTTEN KINCK SHOW mit Ann Cotten, Monika Rinck und Sabine Scho (A/D), der Beatboxer Yuri Lane (USA) oder der Rapper Bas Böttcher (D) sowie das Musikerduo Attwenger (A)
  • 2011 heißt das Thema Short Cuts. Kurze Prosa: In diesem Jahr wird im Literaturhaus u. a. Holländisch, Norwegisch, Englisch oder Isländisch gesprochen, denn die Festivalgäste – u. a. Cees Nooteboom, Bjarte Breiteig, David Hughes, Sjón – treten bei den Erich Fried Tagen in ihrer Muttersprache auf; die deutschen Übertragungen werden parallel auf Leinwand projiziert, Gespräche und Diskussionen simultan übersetzt.

    Die österreichische Tageszeitung Der Standard ließ sich vom Festivalthema inspirieren und startete eine eigene Kurzgeschichten-Reihe mit u. a. Clemens J. Setz, Kathrin Röggla, Clemens Meyer und Olga Grjasnowa.

  • 2013 befassen sich internationale Größen wie David Mitchell (GB), Autor von Cloud Atlas, Jonathan Lethem und Comic-Ikone Scott McCloud aus den USA sowie der HipHop Künstler Deeb aus Ägypten und der deutsche Musiker und Schriftsteller PeterLicht mit dem Thema Welt – wohin? Literarische Utopien / Dystopien.

  • Das Festival befasst sich 2015 unter dem Titel Facts and Fiction mit Literatur am Übergang zur Reportage vor dem Hintergrund politischer Brandherde und gesellschaftlicher Umwälzungen – unter den internationalen Gästen sind u. a. Nobelpreisträger V. S. Naipaul oder die U.S. amerikanischen Autoren William T. Vollmann und Phil Klay und dem chinesischen Dissidenten Liao Yiwu.

  • 2016 findet eine – mit Deborah Feldman, Arnon Grünberg und Robert Menasse prominent besetzte – Sonderausgabe der Internationalen Erich Fried Tage in Kooperation mit der Österreichischen Exilbibliothek zum Thema Jüdische Gegenwarten in Europa statt. Der Abschlussauftritt des Bestsellerautors Jeffrey Eugenides weist bereits auf das Generalthema 2017 hin:
  • Ach! Reden über die Liebe – 2017 hält die britische Autorin Jeanette Winterson eine sprühende Keynote Lecture . Es folgen zahlreiche Österreich-Premieren: u. a. Auftritte von Mark Z. Danielewski (USA), Hanif Kureishi (GB) und Hanne Ørstavik (NOR), ein Konzert des US-amerikanischen Shootingstars Sophia Kennedy, sowie Präsentationen von innovativen Graphic Novel Künstler:innen wie Ulli Lust (A), Craig Thompson (USA) und Bastien Vivès (F).
  • Das Festival 2019 fand unter dem Motto KEINE|ANGST. Literarische Schreckensbilder und Strategien der Angstüberwindung statt und präsentierte namhafte Literaturgrößen die meisten von ihnen erstmals in Wien: so auch die Eröffnungsrednerin Aminatta Forna, eine preisgekrönte britische Autorin mit Wurzeln im westafrikanischen Sierra Leone oder die bedeutende amerikanische Poetin Claudia Rankine dazu kamen die Graphic Novel-„Großmeister“ (Der Standard) Joe Sacco (USA/MLT) und Chris Ware (USA). Josef Haslinger las erstmals aus Mein Fall (erscheint Anfang 2020, S . Fischer), die autobiografische Geschichte über den Missbrauch durch katholische Patres.
  • 2022 fand das Internationale Literaturfestival Erich Fried Tage zum letzten Mal unter der künstlerischen Leitung von Anne Zauner (Literaturhaus Wien) statt: Das Motto lautete Fürsprache und Widerworte. Es war eines der ersten Präsenzfestivals in Österreich, nachdem die Corona-Pandemiebeschränkungen gelockert worden waren. Trotzdem galten nach wie vor strenge Hygienebestimmungen.
    Verhandelt wurden Themen wie die Auflösung demokratischer Systeme, auseinanderdriftende Gesellschaftsschichten, sich radikalisierende Bevölkerungsgruppen, Umweltkrisen und Krieg die  Festrede hielt Nobelpreisträgerin Herta Müller, weiters waren u. a. Guillermo Arriaga (Mexiko), László Krasznahorkai (Ungarn), Phil Klay (USA) und Sasha Filipenko (Belarus) mit ihren neuen Werken (Europa- bzw. Österreichpremieren) zu Gast.

  • 2025 startet die Neuauflage des Festivals  als „Spartenfestival“: Von 3. bis 6. Juni 2025 findet erstmals das Internationale Poesiefestival Erich Fried unter der Leitung von Robert Huez / Florian Baranyi (beide Litertaturhaus Wien) statt – eine Kooperation von Internationaler Erich Fried Gesellschaft, Literaturhaus Wien und Friederike-Mayröcker-Poets-in-Residence-Programm (Idee und Leitung: Anne Zauner)

 

Bildergalerie


Alle Fotos: © Lukas Dostal mit Ausnahme der Festivalausgabe 2009: © Marko Lipuš